Sufyan al-Thauri (98-162 n. Hijra.) war ein bedeutender islamischer Gelehrter, Rechtsgelehrter und Hadith-Überlieferer aus Kufa, Irak. Er galt als eine der führenden Persönlichkeiten der frühen islamischen Gelehrsamkeit, insbesondere in den Bereichen der Hadith-Wissenschaft, Fiqh (islamische Rechtswissenschaft) und des Asketismus (Zuhd). Sufyan wird oft als Gründer einer eigenen Rechtsschule angesehen, obwohl diese nicht so wie die hanafitische, schafiitische, malikitische oder hanbalitische Schule überlebt hat.
Aufgrund seiner Frömmigkeit und Hingabe an die Religion wurde er unter seinen Zeitgenossen hoch angesehen. Er war bekannt dafür, dass er alles, was er lehrte, auch selbst praktizierte. Ein berühmtes Zitat von ihm lautet: „Ich habe nie einen Hadith auswendig gelernt, ohne ihn mindestens einmal in die Praxis umzusetzen.“ Sufyans asketischer Lebensstil führte dazu, dass er das Streben nach Reichtum und weltlichen Vergnügungen ablehnte, obwohl er auch anerkannte, dass Reichtum den Gläubigen Schutz bieten könne.
Als Hadith-Gelehrter wurde Sufyan al-Thauri wegen seines makellosen Gedächtnisses und seines tiefen Wissens sehr geschätzt. Viele seiner Zeitgenossen, darunter bedeutende Gelehrte wie Abu Hanifa und Imam Malik, lobten seine Expertise und seine Treue zur Sunna. Trotz seines umfangreichen Wissens äußerte Sufyan Bedenken hinsichtlich der Verantwortung, die mit dem Lehren von Hadith verbunden ist.
Sufyan war auch ein scharfer Kritiker der Herrscher und ihrer Regierungsführung, was dazu führte, dass er einen großen Teil seines späteren Lebens im Verborgenen lebte, da er Verfolgung durch die Abbasiden befürchtete. Sein Leben gilt als Beispiel für unermüdliche Hingabe an islamische Prinzipien, und er wird als einer der großen Gelehrten der Generation der Tabi’un (der Generation nach den Gefährten des Propheten) in Erinnerung behalten
